panische Frau hält Hände vor den Mund

Psychoterror kann Menschen nach und nach zermürben. © antonè under cc

Psychoterror, ist Terror, der auf die Psyche abzielt und diese zerstören oder irritieren will, aber man kann darunter auch Terror verstehen, der sich psychologischer Methoden bedient. Der Begriff des Terrors oder Terrorismus ist nicht genau definiert, oft meint er eine asymmetrische Form der Kampfes, von einer Gruppe oder Organisation (seltener von Einzelpersonen oder Staaten), die in der Regel Angst, Schrecken, Verunsicherung und Destabilisierung verbreiten will, im Falle des Terrors oft, um ein politisches oder gesellschaftliches Ziel zu erreichen.

Psychoterror hat nicht immer ein Ziel. Es kann sein, dass psychische Folter das Ziel verfolgt den Willen eines Menschen zu brechen oder dass Psychoterror im Krieg die Truppen oder die Bevölkerung des erklärten Feindes, verunsichern und die „Moral“ brechen will. Es ist sehr erstaunlich, dass, wenn die Fahne erobert oder ein bedeutender Repräsentant oder Anführer einer Kriegspartei gefangen genommen oder getötet wurde, der Wille der Kämpfer oft gebrochen ist, obwohl eine Fahne nicht schießt und der Anführer oft nicht mal mitkämpft, sondern „nur“ koordiniert und führt. Irgendwo nur der Verlust eines Symbols und doch unendlich mehr. Vergleichbar mit dem Gefühl entehrt oder beschämt zu sein, materiell ist alles, wie es war, man ist auch nicht krank und doch bringen diese Gefühle Menschen dazu, dass sie unendlich getroffen sind und sich manchmal sogar umbringen.

Psychoterror gegen Einzelpersonen

Der Psychoterror gegen Einzelne kann diverse Formen annehmen oder kann als Mobbing, Cybermobbing oder eine Mischform daherkommen, etwa, wenn jemand in einer Clique oder Klasse sowohl digital, als auch analog gemobbt wird. Hier sind die Ziele oft diffus, entweder man will jemanden weg haben, weil man meint, er passe nicht in die betreffende Gruppe, oft genug ist es aber wohl eine Gruppendynamik und (manchmal) jemand, der sich aus bestimmten Gründen besonders eignet, zum Opfer gemacht zu werden. Viele Mobber verfolgen im Grunde kein konkretes Ziel sondern machen einfach mit, weil es alle machen, manchmal ohne im Einzelfall ein besonders böswilliger Mensch zu sein. Die Auswirkungen auf das Opfer sind oft fürchterlich, besonders dann, wenn sich jemand vornimmt durchzuhalten. Eine Schlacht, die man kaum gewinnen kann und bei der falscher Stolz oft zu bleibenden Schäden führt.

Bossing wird das Verhalten genannt, wenn der Chef einen Mitarbeiter mobbt, in dem er ihn missachtet oder ihm immer wieder seine vermeintlichen Unzulänglichkeiten, manchmal auch vor versammelter Mannschaft, um die Ohren haut. Der Chef ist immer in der stärkeren Position, selbst wenn man sein Recht erstreitet, ist es eine Frage der Abwägung, ob man bleibt. Wenn man es aushält, dass das Arbeitsklima oft nachhaltig geschädigt ist, kann man auch als hartnäckiger Einzelkämpfer gewinnen, aber nicht jeder ist vom Typ her dafür geeignet.

Eine analoge Situation liegt vor, wenn Vermieter ihre Mieter terrorisieren, etwa, weil sie diese zum Ausziehen bringen wollen. Oft ist das bei Großorganistionen der Fall, die zig Wohnblocks haben und sich im Zweifel potente Anwälte leisten können und diverse dirty tricks kennen, die weh tun. Wie immer beim Psychoterror ist es nicht die eine Aktion, sondern die Summe vieler kleiner Nickeligkeiten und subtiler Drohungen, die den anderen mürbe machen und schrittweise verzweifeln lassen. Nach und nach stellt sich das Gefühl ein, dass der andere nicht locker lassen wird und man wartet innerlich darauf, dass irgendwann wieder irgendwas passieren wird. In dem Moment ist man bereits zum Opfer geworden, auch wenn man es nie wollte, nun geht es darum, aus der Opferrolle schnell wieder raus zu kommen. Wie das möglichst schnell geht, haben wir in Die Opferrolle beschrieben, warum es vor allem auch Opfern schadet, sich längerfristig mit diese Rolle zu identifizieren, haben wir in Psychische Heilung aus der Sicht zweier ungleicher Geschwister sehr ausführlich dargestellt.

Auch simple Nachbarschaftsstreits zwischen Einzelpersonen können eskalieren und eine fürchterliche Eigendynamik entwickeln. Was mit einem Missverständnis oder einer Bagatelle begann, weitet sich bisweilen zu einer intensiven Fehde aus. Man grüßt sich nicht mehr, spricht nicht mehr miteinander, schaut weg und manchmal beginnt man den anderen das Leben, wo es nur geht zur Hölle zu machen, unter Nachbarn geht das. Oft ein jahrelanger Kampf, der immer absurder und verbissener geführt wird und bei dem die Phase wo einem das Blut kocht, wenn man den anderen nur sieht oder hört, in den Kampf gegen den anderen als zentraler Lebensinhalt übergeht, gerne auch mit Klagen vor Gericht und allem, was die Küche hergibt. Keiner will weichen, keiner will wegziehen oder nachgeben, denn dann hätte der andere ja gewonnen. Eine oftmals falsche Logik, wenn man mit Psychoterror konfrontiert ist.

Erstaunlich aber wahr, je näher sich die Menschen kommen, umso fürchterlicher mitunter der Psychoterror und eine neuerdings popularisierte Form ist das sogenannte Gaslighting. Dazu muss man sich gut kennen, noch besser „befreundet“ sein (der Täter ist natürlich kein echter Freund). Gaslighting funktioniert subtil. Ab und an bestätigt der „Freund“ oder eine ganze Gruppe, die (richtigen) Erinnerungen eines Menschen nicht. War man am Ende eines gemeinsames Ausflugs noch zusammen italienisch essen, so könnten die anderen sagen: „Wieso, wir waren doch beim Chinesen. Weißt du das denn nicht mehr?“ Dann ist wieder alles gut und einige Zeit später wird wieder eine richtige Erinnerung als falsch zurückgewiesen, jetzt mit der besorgten Frage, ob man in letzter Zeit vielleicht viel Stress hätte. Der Effekt ist klar, man beginnt, schleichend, aber doch ein wenig an seinem Verstand zu zweifeln, denn der Freund oder die anderen können ja nicht irre sein. Je subtiler es gemacht wird, umso besser klappt es, die Beispiele variieren, eine Geschichte finden Sie hier.

Die Empfindungen anderer infrage zu stellen und in der Weise umzuformulieren, dass man ihnen sagt, man wisse (und zwar besser als sie selbst), dass sie nicht wirklich so denken, wie sie behaupten es zu tun („Ich weiß, dass du das nicht so meinst“), wurde von Paul Watzlawick schon vor Jahrzehnten als eine Kommunikationsstruktur eingeschätzt, die, wenn sie dauern auftritt, Menschen in die Psychose treiben kann, ob das wirklich so ist, ist bis heute umstritten.

Psychoterror in phantasierten und echten Partnerschaften

Beziehungen können zu Ende gehen und das ist immer ein kleines Drama, vor allem nach langjährigem Zusammensein. Manche Menschen können so eine Trennung jedoch nicht verarbeiten und beginnen den anderen zu stalken, das heißt, sie tauchen im Leben des ehemaligen Partners immer wieder auf. Sie stehen vor dem Haus, rufen an, sind nach der Arbeit da, manchmal getrieben von der Idee, der/die andere würde noch immer dasselbe empfinden, dürfe das nur nicht zeigen. Oft ist es eine Mischung, aus Kränkung, Neid und Rache, die als Liebe verklärt wird. So beginnt die Tortur und irgendwann ist es nicht mehr wichtig, ob der/die Stalker(in) wirklich da ist, im Kopf ist der Täter immer präsent, auch denn die Abstände größer werden. Auch Promis werden von Menschen gestalkt, die ihnen ständig hinterher reisen und einfach immer wieder präsent sind, vielleicht mal Fans waren und nur zur größten Bürde geworden sind.

Doch auch in aktiven Partnerschaften kann intensiver Psychoterror eine Zutat sein. Gerne in äußerst asymmetrischen Partnerschaften, in denen ein oft narzisstischer Mann eine äußerst unterwürfige Gefährtin wählt und dieser ständig erzählt, wie mangelhaft, dumm, unwichtig und nichtsnutzig sie ist und wie froh und dankbar sie sein muss, dass wenigstens er, weil er so ein großes Herz hat, sich mit ihr abgibt. Eine Demütigung folgt auf die nächste, er der Supermann, sie die dumme Dienstmagd. Erstaunlicherweise können solche extrem asymmetrischen Beziehungen sogar eine lange Zeit funktionieren, obwohl keiner der beiden, neutral betrachtet, eigentlich einen Vorteil von der Situation hat. Narzisstische Kollusion nennt Jürg Willi diese Form der Beziehung.

In der sadistischen Kollusion, die Willi beschreibt ist das verbindende Element die wechselseitige Feindschaft. Man glaubt oft nicht, was da passiert, aber Paare schaffen es, sich damit im wahrsten Sinne bis zur goldenen Hochzeit zu quälen. „Der 30-Jährige Krieg“, kommentierte eine Frau treffend, die in einer solchen Beziehung lebt, in der sie und ihr Mann sich ständig wechselseitige Vorhaltungen machen, die in regelmäßigen entwertenden Brüllorgien ihren Höhepunkt finden. Ein Paar, das stets wie aus dem Ei gepellt auftritt, wenn es in die Öffentlichkeit geht. Jeder kleinste „Fehler“ wird dem anderen mit Genuss unter die Nase gerieben, bis dieser sich revanchiert. Willi berichtet in „Die Zweierbeziehung“ von einem Paar, bei dem der eine aufsteht, wenn der andere zu Bett geht und das nur noch über Zettel kommuniziert, auf denen steht, was für ein Idiot der andere ist und was er wieder falsch gemacht hat. So sieht das, was man technisch Nähe-Distanz-Konflikt nennt, dann manchmal in der Praxis aus. Absurd und doch in aller Skurrilität und ungeheuer leidvoll, hier ist Psychoterror das Lebensprinzip.

Ein Einzelner terrorisiert mehrere

verunsicherte Frau mit Kette

Verdammt, was soll ich jetzt tun? – Das schleichende Gift der Verunsicherung © Leonid Mamchenkov under cc

Geht nicht? Doch. Nicht nur Vermieter können ihre Mieter quälen und schikanieren, es geht auch anders herum, beim Mietnomaden. In der Regel nette und im besten Sinne unauffällige Menschen, oft sogar noch charmant, nie käme man auf die Idee, dass man mit ihnen Probleme haben könnte. So ziehen sie ein und das Drama beginnt. Sofort stellt der Mietnomade einen Mangel in der Wohnung fest und kürzt erst mal die Miete, oft drastisch. Ob er das darf oder nicht, interessiert ihn nicht, manchmal werden zunächst auch vereinbarte Fristen eingehalten und dann wird reduziert und irgendwann, in einigen Fällen auch sofort, wird überhaupt nicht mehr bezahlt.

Ist jemand einmal in der Wohnung drin, bekommt man ihn so schnell auch nicht mehr raus, denn dass Mietrecht setzt hier hohe Hürden. Manche Wohnungsgroßunternehmen juckt das nicht, die haben ihre spezialisierten Anwälte und wissen, wie man selbst Terror verbreitet, wenn es sein muss. Betroffen ist in der Regel jemand, der nichts Böses im Sinn hat, vielleicht einfach ein paar Zimmer nicht leer stehen lassen will und dann beginnt der Alptraum, mit Gerichtsprozessen, Schreiben, Kosten und jeder Menge Stress und Frust, weil man den Aggressor zumeist in ständiger Nähe hat und einem, wider jedes Gerechtigkeitsempfinden, die Hände gebunden sind.

Was lässt den Psychoterror wirken?

Bei vielen Beispielen könnte man meinen: Na gut, das ist sicher nicht schön, vielleicht lästig, aber doch nicht wirklich schlimm. Bis man mal in der Situation ist, dann bemerkt man, wie so eine kleine Lästigkeit das Leben nachhaltig verändern kann, durch immer und immer wiederkehrende Nadelstiche, die Menschen in den Wahnsinn, Krankheit oder die Selbsttötung führen können. Andere begehen erweiterten Selbstmord oder laufen Amok, was die Probleme noch mal vergrößert.

Psychoterror wirkt ab einem bestimmten Grad bei jedem, aber zumeist ist es ein Spiel des Suchens und Findens. Mal hat man Pech, weil man sich vielleicht aus Zufall ungeschickt benimmt und eine Gruppendynamik lostritt, die eine Gruppe zum Mobbing motiviert. Einer testet vielleicht an und je nach Situation oder Reaktion sendet der Adressat aus, dass er verunsichert ist oder zeigt klar, dass er nicht dazu taugt zum Spielball gemacht zu werden. Dass kann durch klare, aber souveräne Grenzziehungen geschehen, durch Humor und Schlagfertigkeit, manchmal reicht ein spöttisches Lächeln oder eine kurze Klärung der Fronten und das Thema ist ein für alle mal, in dieser Gruppe erledigt.

Reagiert man aber verunsichert, schnippisch, überaggressiv oder hat einfach einen schlechten Tag, kann das der Anlass sein, dass man immer mehr und von immer mehr Leuten aus der Gruppe bedrängt wird, aber so ein Test muss keinesfalls immer zum Mobbing eskalieren. Manchmal gibt es einfach einen, der immer dumme Sprüche loslässt oder anzügliche Witzxchen macht und man erfährt Solidarität, wenn man mitbekommt, dass die anderen mit den Augen rollen, statt hämisch zu grinsen. Ist man aber einmal als Opfer auserwählt, ist es gut, wenn man einen schlechten Tag hatte, denn dann kann man seine Grenzen später noch setzen und selbst wenn man in einer Gruppe mal Pech hatte, die relative Gewissheit haben, dass es in der nächsten besser laufen wird, falls man in dieser nicht bleiben kann.

Was lässt den Psychoterror wirken? Eigentlich immer eine Form der Verunsicherung. Darum ist klar, dass unsichere Menschen schneller Opfer werden können, als andere, aber der Tipp selbstsicherer zu werden rangiert natürlich irgendwo zwischen Zynismus und Dummheit, denn wer ist schon gerne und freiwillig unsicher und würde es nicht selbst liebend gerne abstellen?

Aber dennoch, es ist die Verunsicherung, die ihre Spuren hinterlässt, zuerst subtil, dann immer mehr. Ob es beim Gaslighting die Verunsicherung einzelner Erinnerungen ist oder beim Bossing die, ob man wirklich so schlecht arbeitet. Wenn jemand einen Vortrag hält, bei dem nach und nach alle aufstehen und den Saal verlassen, wird das verunsichern, beim Mietnomaden wird man sich wieder und wieder fragen, ob man auch alles richtig gemacht hat und nachher, wie man nur so dumm sein konnte, immer wird vom Täter versucht eine Schwachstelle zu finden oder zu schaffen. Manche Menschen sind da sehr gut.

Der Grad der Verunsicherung hängt von vielen Faktoren ab: Von der Persönlichkeit des Opfers, aber auch von Zahl, Zeitdauer, Intensität und dem Charakter des oder der Täter. Auch an sich stabile Menschen können beginnen an sich zu zweifeln und unter den Bedingungen echter psychischer Folter bekommt man vermutlich jeden weichgekocht, aber im Kern der Terrors und seiner Lösung steht immer der Faktor der Verunsicherung. Verunsichern kann man jemanden umso besser, je mehr man seine schwachen Punkte kennt und ausnutzt, oft sind es jene, bei denen jemand gerne stark und souverän wirken würde. Wenn das infrage gestellt wird, was jemand als seine persönliche Sonnenseite betrachtet, ist er häufig psychisch zu treffen.

Welche Phänomene des Psychoterrors gibt es noch?

Jede Menge, alle können wir nicht aufführen, wohl aber einige Arten mit denen man Menschen verunsichern und also terrorisieren kann. Da sind zum einen sinnlose Fragen. In dem Film Der Marathon-Mann mit Dustin Hoffmann wird der Marathon-Mann zwar auch körperlich gefoltert, aber mürbe macht ihn die sinnlose Frage, die er gestellt bekommt und auf die er keine Antwort weiß. Wenn jemand glaubhaft vermitteln kann, er sei sicher man selbst wüsste etwas oder hätte etwas getan oder eine bestimmte Einstellung, die man nicht hat, noch weiß man, was der andere gerne wüsste, ist das ein ziemlicher Alptraum. Überlegen Sie nur, was wäre, wenn ihnen jemand eine für Sie sinnlose Fragen stellt, Sie nicht wissen, was er meint, nachfragen und als Antwort bekommen; „Sie verstehen schon sehr gut, was ich meine.“ Das löst mindestens Irritationen aus.

Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung gelten als unheilbar. In einem Experiment versuchte man sie zu therapieren, indem man ihnen jeden Tag andere Regeln gab, an die sich sich zu halten hatten, mit dem Erfolg, dass die Patienten irgendwann in eine paranoide Schizophrenie rutschten, von der aus man dachte, dass man sie besser therapieren kann, Die Versuche wurden irgendwann abgebrochen, ohne dass man die Frage klären konnte, aber man sieht daran, was ständig wechselnde, also willkürliche Regeln, für einen Effekt auf Menschen haben, man beraubt sie jeder Struktur und Sicherheit und dann fällt man in die Psychose.

Das ist auch das perfide an Falschinformationen, die man jemandem oder einer Gruppe zukommen lässt: Dein bester Freund hat Dich verraten. Dein Partner geht fremd. Die Organisation für die Du Dich einsetzt, ist zerschlagen und der Anführer verhaftet worden. Dein Land hat kapituliert. Wir wissen, wo Deine Liebsten wohnen. Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg, gerade, wenn man nicht klären kann, was stimmt und was nicht.

Die emotionale Erpressung, die Schuldgefühle im anderen induziert ist ebenfalls eine Form der Psychoterrors, der wir bereits einen Beitrag widmeten, bei der die Ohnmacht darin besteht, dass man sich selbst schädigt um einen anderen, von dem man weiß, dass man ihm nicht egal ist und der einen vielleicht sogar liebt, entweder zu manipulieren oder zu quälen.

Psychoterror gegen Gruppen

Auch Gruppen können am besten durch Desinformationen terrorisiert werden, indem man ebenfalls suggeriert, es gäbe Verräter in den eigenen Reihen, indem man sie hinsichtlich der Erreichbarkeit ihrer Ziele frustriert oder diskreditiert. Als Spinner, Extremisten, Querulanten oder weltfremde Irre, wobei man den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe von Fall zu Fall prüfen muss und nicht immer eine Auflösung möglich ist.

Gegen Minderheiten wird oft gehetzt, was sich natürlich auch in deren Psyche niederschlägt, oft genug in Formen subtiler Selbstverdammung. Auf der anderen Seite können auch Minderheiten Psychoterror verbreiten, durch Einstellungen die der Gesellschaft diametral entgegen stehen oder dadurch, dass man den Mainstream einer Gesellschaft attackiert und seine Mitglieder als dekadent, verlogen oder schlecht darstellt.

In vielen Fällen sind die Vorhaltungen und Ansichten beider Seiten ein Stück weit nachzuvollziehen und es ist nicht immer zu sagen, wer letzten Endes recht hat, da sich auch da dynamischen mit den Kräfteverhältnissen und Einstellungen der Gesellschaft und dem Zeitgeist ändert.

Warum terrorisiert man andere Menschen?

Aktenberge

DIe Bürokratie kann einen auch in den Wahnsinn trieben, den Psychoterroristen rational bis steril zu behandeln, wie einen Vorgang, kann aber helfen. © Christian Schnettelker under cc

Was bringt Menschen eigentlich dazu andere zu tyrannisieren? Spaß an der Freude natürlich, den wir alle so ein bisschen haben. Klatsch und Tratsch, diverse Pannenshows im Fernsehen oder Bewertungssendungen diverser Art mit einer selbstgefälligen, sadistischen und herablassenden Färbung zeigen, dass viele Menschen das anmacht.

Aber von der Schadenfreude über die kleine Fiesheit bis zum handfesten Sadismus liegen noch etliche, sehr große Schritte. Vermutlich wollen wir alle geliebt und anerkannt werden, aber wer Liebe aufgrund schlechter, sehr früher Erfahrungen nicht zulassen kann und wer auch mit der Anerkennung durch andere seine Schwierigkeiten hat, der will oft gefürchtet werden. Gefürchtet wird man, wenn man Macht über den anderen hat und diese nach eigenem Belieben und ohne weiteren Grund einsetzt. Es kann sein, dass sich sekundäre Gründe ergeben, etwa, wenn man andere erpressen kann oder ihnen Dinge wegnimmt, die ihnen gehören oder sie regelrecht versklavt, aber das primäre Motive ist die Demonstration von Macht: Stärker oder überlegen zu sein und es zeigen zu können und später, damit zu drohen. Ein eigentliches Ziel gibt es nicht, wenn man sadistisch motiviert ist und Macht willkürlich gegen andere einzusetzen ist Sadismus.

Die emotionale Erpressung hat das etwas konkrete Ziel, den anderen von sich abhängig zu machen, aber letztlich ist auch das ein Machtspielchen, nur von der anderen Seite her aufgezogen, indem man seine vermeintliche Schwäche benutzt, um Macht über andere zu gewinnen. Beim Stalking ist die Motivlage durchwachsen, da die Unfähigkeit zur Trauer sich in Hass, Neid und Rachegefühle verwandelt und sich das Gefühl entwickelt, anderen das zerstören zu wollen, was man selbst nicht haben kann, in den selteneren psychotischen Fällen ist jemand nicht davon abzubringen, dass der oder die anderen ihn tatsächlich nicht (mehr) liebt und die Beziehung beendet ist (oder nicht stattfindet). Auch beim Stalking kann sich jedoch der sadistische Spaß an der Macht verselbstständigen.

Beim Mobbing kann eine Gruppendynamik entgleisen, erschwerend kommt hinzu, dass bei Übergriffen und Quälereien an denen jeder mal beteiligt war, bei allen das Gefühl aufkommt, man selbst habe ja eigentlich wenig mit der Sache zu tun, schließlich haben es allen anderen auch gemacht. Unlängst ist ein Mobbingfall sehr tragisch geendet. Auch hier changieren die Motive zwischen Macht und Anerkennung. Diese Lust an der Macht finden wir auch beim Cybermobbing und mehr noch bei einzelnen Trollen, die zwischen Langeweile haben und viel Aufmerksamkeit brauchen und Spaß an Aggression und Zerstörung haben, immer ähnliche Motive in unterschiedlichen Formen.

Wie umgehen mit Psychoterror?

Das generelle Konzept gibt es nicht, aber da die verbindenden Elemente die Verunsicherung auf der Seite des Betroffenen sind und die Lust seine Macht zu demonstrieren auf der Seite der Täter, liegen auch da die Lösungen. Selbstbewusster zu werden ist an sich richtig, aber, wie oben schon erwähnt, nichts, was man mal eben beschließen kann. Aber wenn man die Elemente kennt, die Täter und Opfer verbindet, kann man die Konstellationen ändern und wenngleich in manchen Mobbingsituationen der Zug abgefahren ist und man da manchmal besser raus muss, statt Jahre durchzuhalten – Wofür? Das sollte sich jeder ganz ernsthaft fragen – hat man für ein eventuelles nächstes Mal etwas gelernt. Denn mehrfache, besonders passende Opfer gibt es durchaus, sie leben oft einen Wiederholungszwang, der mit ein wenig „Nein“-Sagen, Kampfsportkurs und fester Stimme, festem Blick und Händedruck nicht einfach korrigiert werden kann.

Stark zu sein, heißt gerade nicht, ein unempfindsamer Panzer zu sein, sondern über Humor und vor allem auch Selbstironie zu verfügen. Die versuchte Spitze eines anderen verfehlt ihr Ziel, wenn man darüber selbst herzhaft lachen kann und noch eins drauf setzt, mit einem knappen Kommentar. Keinesfalls bis zur fröhlichen Selbstentwertung, aber gerade der Kontrast lässt ein ruhiges aber bestimmtes, klares „Nein“ als Grenzsetzung markant erscheinen.

Es kommt immer auf die Situation an, beim Stalking ist Humor eher unangebracht, denn der Stalker genießt die Macht durch Aufmerksamkeit, von der er weiß, dass er sie erregt. Diskussionen bringen nichts, was bei Menschen funktioniert, denen es um Aufmerksamkeit geht und dadurch sich in den Kopf anderer dauerpräsent einzuschleichen, ist maximale Ignoranz. Nicht ansprechen, nicht bitten, kein vernünftiges Gespräch suchen, nicht drohen, sondern nicht zur Kenntnis nehmen, wofür man einen langen Atem braucht, denn Stalker eskalieren die Situation gerne, um dann doch wieder Aufmerksamkeit zu bekommen, den Rest können Anwalt und Polizei erledigen.

Ähnlich bei Trollen, nicht füttern ist die goldene Regel, doch stets gibt es einen, der doch wieder erziehen will oder meint, die besseren Argumente zu haben. Der Fehler liegt aber bereits in der Überlegung der Troll wolle diskutieren, er will jedoch nur Streit provozieren und vor allem Beachtung, im Gespräch sein. Ob verteidigt oder gehasst, egal, Hauptsache Beachtung.

Nicht auf die Ebene der Emotionen begeben!

Dieser Punkt ist vermutlich der wichtigste und schwierigste zugleich. Psychoterror ist in erster Linie ein Angriff auf unseren Selbstwert und selbst wenn er scheinbar argumentativ daherkommt, er ist nie rational gemeint, sondern zielt immer darauf ab, uns emotional zu verunsichern. Kommuniziert man mit jemandem, der gewohnt ist Psychoterror zu verbreiten, wird man oft mit einem ganzen Arsenal an Unterstellungen, Provokationen, absurden Vorhaltungen und dergleichen konfrontiert, die einen mitunter fassungslos machen und das sollen sie auch.

Menschen die Psychoterror verbreiten haben keine Argumente und wollen auch nicht reden oder diskutieren, selbst, wenn sie er vorgeben. Sie wollen manipulieren, drohen, erpressen, damit, was passieren wird oder damit wie mies man doch immer war. Sie wollen verwirren und sich an der Verunsicherung weiden, weil Macht auszuüben das Surrogat für echte Anerkennung und Liebe ist.

Die emotionale Ebene ist die einzige, die Menschen, die Psychoterror verbreiten interessiert, hier sind sie gut, vor allem viel geübter und hemmungsloser als ihre Opfer. Deshalb lassen Sie sich nie auf die emotionale Ebene ein. Bleiben Sie so förmlich und sachlich wie es geht. Wer schon einmal an einem Schreiben vom Amt verzweifelt ist, weiß, das wirkt. Denn es ist unpersönlich, allgemein und distanziert. Die Täter wollen nichts sachlich klären und mögen Argumente nicht, weil sie keine haben. Sie nutzen rationale Mittel um alles auf die emotionale Schiene der Schuldgefühle, Drohungen, der Verächtlichmachung zu ziehen, auf die sollte man sich nie begeben.

Schwierig, aber nützlich. Stelle Sie sich vor, Sie seinen ein Beamter der einen Fall bearbeitet. Machen Sie klar, nicht durch Ankündigungen, dass Sie nur auf der rationalen Ebene kommunzieren. Worum geht es? Was wären Lösungen? Menschen die Psychoterror verbreiten wollen, wollen anderer immer auf die Ebene der Emotionen ziehen, wenn man sich dort hin begibt, hat man verloren, auf der Ebene des rationalen hat man stets die besseren Karten, weil es keine Legitimation für Sadismus gibt. Kann sein, dass der Psychoterrorist verletzt ist, gekränkt, sich als eigentliches Opfer sieht, aber das ist sein Problem, da kann jeder sich helfen lassen.

Jede Situation ist anders

Es gibt nicht „den Tipp“, der sicher hilft, weil jede Konstellation anders ist. Wichtig ist, selbst aktiv zu werden, wieder zum Spieler, statt zum Spielball zu werden, darum überlegen Sie selbst, was ihnen gut tun würde. Vielleicht das Boxtraining, der Karatekurs, die Beratung bei der Polizei, dem sozialpsychiatrischen Dienst. der Ganz zum Anwalt oder Psychologen. Das sind Profis, die wissen, was sie tun und auch dann einen kühlen Kopf behalten, wenn man es selbst nicht gut kann. Viele Arbeitgeber haben Beratungsstellen für Mitarbeiter und oft gar keine Lust auf Mobbing im eigenen Haus.

Die Täter haben die Eigenschaft ihrem Opfer oft klar zu machen, dass ihnen alles egal ist und es daher keinen Schutz vor ihnen gibt, egal wen man sich zur Hilfe holt. Den finsteren Gott zu geben, der einen immer findet und den niemand aufhalten kann, ist Teil des emotionalen Spiels, dass es für jemanden keine Grenzen gibt. Stimmt nicht, wie hemmungslos jemand auch sein mag, Grenzen gibt es immer, Beispiele dafür genug. Wenn man das Bild im Kopf hat der andere sei wie Gott, gilt es daran zu arbeiten und den Menschen dahinter sehen zu lernen. Psychotherapeuten können dabei helfen.

Perfekt ist niemand, darum ist der Narr, jemand der sich ohnehin nackt machen kann, gut gesichert gegen Psychoterror. Wer unten ist, kann nicht degradiert werden. Psychopathen sind auch keine guten Opfer, weil sie den Spieß umdrehen und dann auch in der Lage sind auf der emotionalen Ebene eine Antwort zu geben, die verstanden wird, da sie einen sehr sehr überzeugenden Auftritt haben. Auf Mystiker geben so gut wie keine Fläche, wo ein Angriff überhaupt landen kann. Kaum einer ist Narr, Psychopath oder Mystiker in der vollen Ausprägung, aber jeder wache Leser kann erkennen in welche Richtung er tendiert, sie alle bieten Auswege an.

Kurz gesagt: Flexibel bleiben oder werden, Hilfe annehmen und Informationen einholen. Aktiv werden statt Opfer zu bleiben. Spüren, wer man ist und bei der Stärkung welches Bereiches man sich am meisten verspricht, nie auf die Ebene der Emotionen einlassen. Auch diese Situation als eine Angebot sehen und nutzen, etwas über sich zu lernen.