Wasserball

Den Ball zurückzuspielen ist eine gute therapeutische Option © Andrew Braithwaite under cc

Probleme in der Therapie kann es auf vielerlei Art geben. Irgendwie unspezifisch, aber ernst zu nehmen ist, wenn Therapeut und Patient nicht zusammen passen, was man in der Regel sofort merkt. Das Verhältnis von Therapeut und Patient ist wichtiger als die richtige Methode, die aber nach wie vor bedeutsam ist. So gibt es im Verlauf einer Therapie einiges woran man scheitern kann, wie es hier ironisch dargestellt ist.

Doch neben den Problemen, die man erwarten würde, gibt es auch andere, auf den ersten Blick merkwürdige, die aber wichtig sind und eine besondere Beachtung verdienen.

Die negative therapeutische Reaktion

Anders als andere Probleme in der Therapie, die oft die Basis des Empfindens haben, dass es irgendwie nicht läuft, dass das doch nichts bringt, der Therapeut nicht interessiert ist, findet die negative therapeutische Reaktion vor einem anderen Hintergrund statt. Hier wird der Therapeut als jemand erlebt, der tatsächlich gut helfen kann und gerade das können manche Patienten nicht ertragen. Das klingt eigenartig und muss erklärt werden.

Die negative therapeutische Reaktion bei depressiven Patienten

Ein Hauptproblem bei depressiven Patienten ist, dass sie unter Schuldgefühlen leiden, die in Fällen tiefsitzender Depressionen den Charakter durchdringen. Ständig hat der Patient Sorge, dass er stört, es zuviel um ihn geht, das kennt er seit Jahren und macht einen Teil seiner Probleme aus. Oft kommen depressive Patienten auch mit einer „bringt ja doch nichts, aber meinem Partner zuliebe gehe ich mal hin“ Einstellung in eine Therapie. Wenn sie dann erleben, dass der Therapeut ihnen tatsächlich helfen kann, sind sie verwirrt und sofort mit ihren Schuldgefühlen konfrontiert: „Könnte nicht ein anderer die Stunde besser gebrauchen als ich?“ „Bin ich es wirklich wert, dass man über mich redet?“ „Hoffentlich ist der Therapeut nicht so teuer.“ Auch sind ihre Erwartungen enttäuscht, denn die stille Überzeugung vieler depressiver Patienten ist, dass ihnen ohnehin nichts und niemand helfen kann. Und tiefsitzende Erwartungen zu revidieren schockiert erst einmal, selbst wenn es einem dadurch besser ginge.

Die negative therapeutische Reaktion bei narzisstischen Patienten

Ein Hauptproblem narzisstischer Patienten ist chronischer Neid. Sie leben in der Überzeugung, niemanden zu brauchen und dass es ohnehin keinen gibt, der ihnen etwas geben könnte, was für sie von Wert wäre und was sie nicht selbst viel besser wüssten. Anders als depressive Patienten genießen Narzissten zwar die Bühne und dass es nur um sie geht, aber sie haben bezogen auf Psychotherapie auch die Größenphantasien, dass so ein armer Therapeut ja auch am Leben gehalten werden muss, man der einzig interessante Patient ist, so dass man gefühlt überlegen bleibt. Erleben narzisstische Patienten, dass der Therapeut ihnen helfen und ein für sie wichtiger Mensch sein kann, bricht auch ihre Welt zusammen und sie müssen den Gedanken bekämpfen.

In beiden Fällen – aus unterschiedlichen Gründen – kann es passieren, dass Patienten mit dem Gedanken spielen, die Therapie abzubrechen, weil sie gut läuft.

Wie kann man diese Probleme in der Therapie lösen?

Der erste und wichtigste Hinweis: Sie müssen angesprochen werden. Wenn der Therapeut das Gefühl hat, dass der Patient nicht wiederkommt, muss er das ansprechen und am besten gemäß der Pathologie des Patienten deuten. Für depressive Patienten könnte das so klingen: „Ich habe das Gefühl, dass sie die Therapie abbrechen könnten. Stimmt das oder ist das meine Phantasie?“ Wenn es stimmt: „Ich glaube, dass sie gehen wollen, weil sie denken, dass sie es nicht verdient hätten, dass man sich so eingehend mit ihnen beschäftigt, weil sie vielleicht glauben, dass sie es nicht Wert sind oder ihre Problem zu unbedeutend sind und vielleicht Angst vor unerträglichen Schuldgefühlen haben könnten. Was meinen sie?“

Bei narzisstischer Pathologie könnte es lauten: „Ich glaube, dass sie gehen wollen, weil sie es nicht ertragen können, dass ich ein Mensch bin, der ihnen hilfreich und wichtig sein könnte und von dem sie etwas annehmen könnten, was wertvoll für sie ist.“

Probleme in der Therapie umgeht man am besten dadurch, dass man, falls der Patient zu so einer Reflexionsleistung in der Lage ist, den Ball immer wieder zurückspielt. Ich vermute, dass intelligente Patienten sich zum Teil auch selbst prüfen können und insofern die Gefahr, eine für sie möglicherweise wichtige Therapie abzubrechen, etwas geringer ist oder man nachträglich überlegen kann, woran eine Therapie vielleicht einmal gescheitert ist, so dass man später vor diesem Problem geschützt ist und sich auf andere Probleme in der Therapie beschränken kann.